Geänderte Belohnungsverarbeitung bei pathologischen Computerspielern: ERP-Ergebnisse aus einem semi-natürlichen Gaming-Design (2015)

Gehirnverhalten 2015 Jan; 5 (1):13-23. doi: 10.1002/brb3.293. Epub 2014. Dezember 23.

Duven EC1, Müller KW1, Beutel ME1, Wölfling1.

Abstrakt

EINFÜHRUNG:

Internet-Gaming-Störung wurde als Forschungsdiagnose in Abschnitt III für das DSM-V hinzugefügt. Frühere Erkenntnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung deuten auf eine erhöhte Motivationsaufmerksamkeit gegenüber Reizen im Zusammenhang mit Computerspielen hin, ähnlich wie bei substanzbezogenen Süchten. Andererseits werden in klinischen Beobachtungsstudien Toleranzeffekte bei Patienten mit Internet-Gaming-Störung berichtet. In der vorliegenden Studie haben wir untersucht, ob bei Patienten mit Internet-Gaming-Störung eine erhöhte Motivationsaufmerksamkeit oder Toleranzeffekte vorliegen.

METHODEN:

Es wurde eine klinische Stichprobe aus der Ambulanz für Verhaltenssucht in Mainz rekrutiert, die die diagnostischen Kriterien für eine Internetspielstörung erfüllte. In einem semi-natürlichen EEG-Design spielten die Teilnehmer während der Aufzeichnung ereignisbezogener Potenziale ein Computerspiel, um die Belohnungsverarbeitung zu bewerten.

ERGEBNISSE:

Die Ergebnisse zeigten einen abgeschwächten P300-Wert bei Patienten mit Internet-Gaming-Störung als Reaktion auf Belohnungen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen, während die Latenz von N100 verlängert und die Amplitude von N100 erhöht wurde.

FAZIT:

Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese, dass es bei Patienten mit Internetspielstörung zu Toleranzeffekten kommt, wenn sie aktiv Computerspiele spielen. Darüber hinaus wird vermutet, dass die anfängliche Ausrichtung auf die Spielbelohnung bei Patienten mit Internet-Spielstörung zu mehr Kapazität führt, was in ähnlicher Weise auch in anderen Studien mit anderem methodischen Hintergrund bei Störungen substanzbedingter Abhängigkeiten berichtet wurde.

KEYWORDS:

Eventbezogene Potenziale; Anreiz-Sensibilisierung; Internet-Gaming-Störung; pathologisches Computerspiel; psychophysiologische Reaktionen; Toleranz