Biologische Grundlagen der problematischen Internetnutzung (PIN) und therapeutische Implikationen (2015)

2015 Nov 17. [Epub vor dem Druck]

[Artikel in Deutsch]

Bauernhofer K1, Papousek ich1, Fink A1, Unterrainer HF1,2,3, Weiss EM4.

Abstrakt

Die repetitive übermäßige Nutzung des Internets hat zu einer zunehmenden Anzahl von Berichten über die negativen Folgen der Übernutzung geführt und wird nun als ein wichtiges Problem der öffentlichen Gesundheit angesehen, obwohl die Diagnose der Internetabhängigkeit problematisch bleibt. Zunehmendes Wissen über den neurobiologischen Mechanismus von Verhaltenssüchten wird die zukünftige Forschung fördern und ist für die Entwicklung spezifischer und wirksamer Behandlungen wesentlich. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass die neurobiologischen Substrate und Pfade der Internetabhängigkeit denen der Substanzabhängigkeit und anderer Formen von Verhaltenssucht ähneln. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aktuellen bildgebenden Befunde und genetischen Einflussfaktoren für problematische Internetnutzung (PIN) / Internetabhängigkeit. Jüngste Erkenntnisse aus neurowissenschaftlichen Studien haben gezeigt, dass bestimmte Störungen im präfrontalen Kortex, die möglicherweise durch eine gestörte Dopamin-Neurotransmission ausgelöst werden, mit Symptomen der Internetabhängigkeit in Zusammenhang stehen. Abschließend wird die Literatur zu psychologischen und pharmakologischen Interventionen zur Internetsucht diskutiert. Aufgrund fehlender methodisch fundierter Behandlungsstudien ist es derzeit jedoch nicht möglich, eine evidenzbasierte Behandlung der Internetabhängigkeit zu empfehlen.