Computer- und Videospielsucht ein Vergleich zwischen Spielnutzern und Nichtspielern (2010)

2010 Sep;36(5):268-76. doi: 10.3109/00952990.2010.491879.

Abstrakt

HINTERGRUND:

Unter Computerspielsucht versteht man die übermäßige oder zwanghafte Nutzung von Computer- und Videospielen, die das tägliche Leben beeinträchtigen kann. Es ist nicht klar, ob das Spielen von Videospielen die Diagnosekriterien für das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth Edition (DSM-IV) erfüllt.

ZIELE:

Das erste Ziel besteht darin, die Literatur zur Computer- und Videospielsucht zu den Themen Diagnose, Phänomenologie, Epidemiologie und Behandlung zu überprüfen. Das zweite Ziel besteht darin, eine Bildgebungsstudie des Gehirns zu beschreiben, in der die Dopaminfreisetzung während des Spielens von Computerspielen gemessen wird.

METHODEN:

Artikelsuche von 15 veröffentlichten Artikeln zwischen 2000 und 2009 in Medline und PubMed zum Thema Computer- und Videospielsucht. Neun abstinente „Ecstasy“-Konsumenten und acht Kontrollpersonen wurden zu Studienbeginn und nach der Teilnahme an einem Motorrad-Computerspiel gescannt, während die Dopaminfreisetzung in vivo mit [8I] IBZM und Einzelphotonen-Emissions-Computertomographie (SPECT) abgebildet wurde.

ERGEBNISSE:

Psychophysiologische Mechanismen, die der Computerspielsucht zugrunde liegen, sind hauptsächlich Stressbewältigungsmechanismen, emotionale Reaktionen, Sensibilisierung und Belohnung. Das Spielen von Computerspielen kann zu langfristigen Veränderungen im Belohnungsschaltkreis führen, die den Auswirkungen einer Substanzabhängigkeit ähneln. Die bildgebende Untersuchung des Gehirns zeigte, dass gesunde Kontrollpersonen nach dem Spielen eines Motorrad-Computerspiels eine um 2 % verringerte Dopamin-D10.5-Rezeptorbelegung im Nucleus caudatus aufwiesen, verglichen mit den Ausgangswerten der Bindung, was mit einer erhöhten Freisetzung und Bindung an die Rezeptoren einhergeht. Ehemalige chronische „Ecstasy“-Konsumenten zeigten nach dem Spielen dieses Spiels keine Veränderung in der Belegung des Dopamin-D2-Rezeptors.

FAZIT:

Diese Beweise stützen die Annahme, dass Konsumenten von Psychostimulanzien eine geringere Sensibilität gegenüber natürlichen Belohnungen haben.

BEDEUTUNG:

Computerspielsüchtige oder Spieler können vermutlich aufgrund einer Sensibilisierung eine verminderte Dopaminreaktion auf Reize zeigen, die mit ihrer Sucht in Zusammenhang stehen.

PMID: 20545602
DOI: 10.3109/00952990.2010.491879