Die Flucht der Realität durch Videospiele ist mit einer impliziten Präferenz für virtuelle Stimuli verbunden (2019).

J Affektverzicht. 2019. Februar 15;245:1024-1031. doi: 10.1016/j.jad.2018.11.078.

Deleuze J1, Maurage P2, Schimmenti A3, Nuyens F4, Melzer A5, Billieux J6.

Abstrakt

HINTERGRUND:

Ausgehend von der Theorie der kompensatorischen Internetnutzung kann Flucht durch Videospiele eine Bewältigungsstrategie darstellen, die manchmal hilfreich, in manchen Fällen jedoch schlecht angepasst ist. Bislang konnten Belege für diese Ansicht jedoch nur mithilfe expliziter Selbstauskunftsfragebögen gesammelt werden, die bekanntermaßen voreingenommen sind. Ziel der aktuellen Studie war es daher zu testen, ob das Eskapismusmotiv mit einer Präferenz für die virtuelle Umgebung zusammenhängt.

METHODE:

Eine Laboraufgabe, die die Messung impliziter Einstellungen ermöglichte, nämlich das Affect Misattribution Procedure, wurde mit Reizen aus der realen Welt und Videospielen erstellt. Die Aufgabe wurde online mit einer Reihe von Fragebögen bearbeitet und von 273 Online-Gamern aus der Community beantwortet.

ERGEBNISSE:

Die Teilnehmer hatten eine positivere Einstellung gegenüber Bildern, die virtuelle Umgebungen darstellten, als gegenüber solchen, die reale Umgebungen darstellten. Darüber hinaus hatten Teilnehmer, die häufig Videospiele nutzten, um dem realen Leben zu entfliehen, und die sich stark mit Videospielen beschäftigten, eine ausgeprägtere positive implizite Einstellung gegenüber virtuellen Umgebungen.

DISKUSSION:

Diese Studie trägt zu einem besseren Verständnis der psychologischen Prozesse bei, die dem Eskapismus in Videospielen zugrunde liegen, und fordert eine Verfeinerung des Eskapismus-Konstrukts, das sowohl mit problematischen (d. h. potenziellen Bewältigungsstrategien) als auch unproblematischen Mustern der Videospielnutzung in Zusammenhang gebracht werden kann. Zu den Einschränkungen gehört, dass die Auswahl an Reizen im Zusammenhang mit Videospielen auf ein Spielgenre beschränkt ist und dass die Umgebung der Teilnehmer aufgrund des Online-Designs nicht kontrolliert werden konnte.

KEYWORDS: Verfahren zur affektiven Fehlattribution; Bewältigungsstrategie; Eskapismus; Implizites Maß; Online Spielen

PMID: 30699844

DOI: 10.1016 / j.jad.2018.11.078