Ist die Internetabhängigkeit ein psychopathologischer Zustand, der sich vom pathologischen Glücksspiel unterscheidet? (2014)

Süchtigkeitsverhalten 2014 3. pii: S0306-4603(14)00054-9. doi: 10.1016/j.addbeh.2014.02.016.

Tonioni F1, Mazza M1, Autullo G1, Cappelluti R2, Catalano V1, Marano G1, Fiumana V1, Moschetti C1, Alimonti F1, Luciani M1, Lai C3.

Abstrakt

ZIELE:

Die Verhaltensabhängigkeitsperspektive legt nahe, dass Internetsucht (IA) und pathologisches Glücksspiel (PG) ähnliche Merkmale wie Substanzabhängigkeit aufweisen könnten. Trotz der Ähnlichkeiten zwischen IA und PG ist nicht klar, ob diese Störungen unterschiedliche oder ähnliche psychopathologische Zustände aufweisen. Ziel der vorliegenden Studie war es zu testen, ob IA-Patienten im Vergleich zu PG-Patienten andere psychologische Symptome, Temperamentsmerkmale, Bewältigungsstrategien und Beziehungsmuster aufwiesen. Die Hypothese war, dass IA-Patienten eine größere zwischenmenschliche Distanzierung zeigen als PG-Patienten.

METHODEN:

Es wurden zwei klinische Gruppen (31 IA-Patienten und 11 PG-Patienten) und eine Kontrollgruppe (38 gesunde Probanden) eingeschlossen, die hinsichtlich Geschlecht und Alter mit den klinischen Gruppen übereinstimmten. Die klinischen Gruppen wurden in einem psychiatrischen Dienst für IA und PG in einem Krankenhaus gesammelt. Gemessen wurden Angstzustände, Depressionen, Bewältigungsstrategien, Bindung, Temperament und eine allgemeine Einschätzung der Funktionsfähigkeit. Um die Hypothese zu testen, wurden MANOVAs, ANOVAs und Post-hoc-Vergleiche durchgeführt.

ERGEBNISSE:

Obwohl IA und PG ähnliche Unterschiede zur Kontrollgruppe hinsichtlich Depressionen, Angstzuständen und globaler Funktionsfähigkeit aufwiesen, zeigten die beiden klinischen Gruppen unterschiedliche Temperaments-, Bewältigungs- und Sozialmuster. Spezifisch IA-Patienten verglichen mit den PG-Patienten zeigten eine größere mentale und Verhaltensentschließung, die mit einer wichtigen zwischenmenschlichen Beeinträchtigung verbunden ist. Die beiden klinischen Gruppen teilten eine impulsive Bewältigungsstrategie und sozial-emotionale Beeinträchtigungen.

FAZIT:

Trotz IA- und PG-Patienten, die ähnliche klinische Symptome aufwiesen, war die IA-Erkrankung durch eine relevantere mentale, Verhaltens- und soziale Trennung im Vergleich zur PG-Erkrankung gekennzeichnet.

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KEYWORDS:

Bindung, Bewältigungsstrategien, Internetsucht, pathologisches Glücksspiel, Temperament