Ein Videospiel zu spielen ist mehr als nur ein Aufschub (2019)

BMC Psychol. 2019 Jun 13;7(1):33. doi: 10.1186/s40359-019-0309-9.

Nordby K1, Løkken RA1, Pfuhl G2.

Abstrakt

HINTERGRUND:

Prokrastination gilt bei jungen Menschen als schwerwiegendes Problem, und es wird behauptet, dass viele Faktoren damit zusammenhängen, darunter auch das Spielen von Videospielen. Einer der Gründe, warum Videospiele möglicherweise mit Prokrastination in Zusammenhang stehen, ist ihre Fähigkeit, sofortige Befriedigung und Feedback zu bieten und gleichzeitig Ablenkung von weniger verlockenden und lohnenden Aufgaben zu bieten. Es besteht noch keine Einigkeit darüber, ob Videospielspieler eher dazu neigen, zukünftige Belohnungen aufzuschieben und zu vernachlässigen.

METHODE:

Über 500 Teilnehmer aus zwei Studien haben zwei Umfragen zu Videospielgewohnheiten sowie eine Messung der Aufschiebetendenzen durchgeführt. In Studie 1 führten die Teilnehmer eine erfahrungsbasierte Diskontierungsaufgabe durch, während die Teilnehmer in Studie 2 die 5 Versuche umfassende Aufgabe zur Anpassung der Verzögerungsdiskontierung durchführten, wobei beide Aufgaben die Präferenz für verzögerte größere Belohnungen bewerteten.

ERGEBNISSE:

In Studie 1 hatten die Stunden des Videospielens keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Aufschieben oder dem Abzinsungssatz. In Studie 2 war stundenlanges Videospielen auch nicht stark mit Prokrastination und Verzögerungsdiskontierung verbunden. Auf die Frage, warum sie spielen, antworteten diejenigen, die der Realität entfliehen und Stress abbauen wollten, jedoch häufiger Probleme mit dem Aufschieben als diejenigen, die aus Unterhaltungs-, Belohnungs- oder sozialen Gründen spielen. Insgesamt war der Zusammenhang zwischen dem Aufschieben und den mit Videospielen verbrachten Stunden schwach, aber positiv, r(513) = .122.

DISKUSSION:

Die Zeit, die man mit dem Vergnügen und der Beschäftigung mit Videospielen verbringt, geschieht aus verschiedenen Gründen, nur bei wenigen hängt dies mit Prokrastination zusammen. Da bei den Diskontierungsaufgaben nur hypothetische Auszahlungen verwendet werden, bedarf das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen den mit Videospielen verbrachten Stunden, dem Aufschieben und der verzögerten Befriedigung weiterer Untersuchungen. Allerdings ist das Spielen von Videospielen mehr als bloßes Aufschieben.

KEYWORDS: Wahlimpulsivität; Computerspiele; Internet-Gaming-Störung; Mediennutzung; Zeitliche Diskontierung

PMID: 31196191

DOI: 10.1186/s40359-019-0309-9