Videospiel- und Internetsucht. Der aktuelle Stand der Forschung (2013)

Nervenarzt. 2013 May;84(5):569-75. doi: 10.1007/s00115-012-3721-4.

[Artikel in Deutsch]

Abstrakt

Der Einsatz interaktiver Bildschirmmedien ist weit verbreitet und führt bei manchen Nutzern zu pathologischen Symptomen, die phänomenologisch den Anzeichen von Suchterkrankungen ähneln. Es kann zwischen einer süchtig machenden Nutzung von Computerspielen und anderen Internetanwendungen wie sozialen Medien unterschieden werden. Bisher fehlten Standardkriterien zur Klassifizierung dieser neuen Erkrankung. Im DSM-5 werden neun Kriterien zur Diagnose einer Internetspielstörung vorgeschlagen. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf Videospielen, da die meisten Studien in diesem Bereich durchgeführt wurden.

Prävalenzschätzungen sind aufgrund des Fehlens standardisierter diagnostischer Maßnahmen schwer zu interpretieren und ergeben eine Spanne der Häufigkeit von Internetsucht zwischen 1 % und 4.2 % in der deutschen Gesamtbevölkerung. Bei jüngeren Personen sind die Raten höher.

Für die Computerspielsucht liegen Prävalenzraten zwischen 0.9 % und 1.7 % bei Jugendlichen vor. Trotz erheblicher Komorbidität bei den Betroffenen deuten aktuelle Forschungsergebnisse darauf hin, dass der Gebrauch von Suchtmedien eine eigenständige Störung darstellt.