Flucht durch das geistige Auge: Wunschdenken als schlecht angepasster Bewältigungsmechanismus bei bestimmten Online-Aktivitäten (2021)

Süchtiges Verhalten. 2021. April 17;120:106957.

Annika Brandtner  1 Matthias Brand  2

PMID: 33932838

DOI: 10.1016 / j.addbeh.2021.106957

Abstrakt

Einführung: Wunschdenken wird als eine freiwillige kognitive Aktivität definiert, die darauf abzielt, imaginativ und verbal ein zukünftiges Szenario der Ausführung eines gewünschten Verhaltens auszuarbeiten. Obwohl es an sich nicht problematisch ist, kann das Begehrensdenken dysfunktional werden, wenn es zur Regulierung negativer Stimmungszustände verwendet wird und aufgrund seiner Fähigkeit, Verlangen zu erzeugen. Diese Studie testet ein Vermittlungsmodell, bei dem die Hypothese aufstellt, dass Wunschdenken den Zusammenhang zwischen emotionaler Reaktivität und Verlangen zwischen bestimmten Online-Aktivitäten vermittelt.

Methoden: Die Studie umfasste eine Online-Umfrage, die von 925 Teilnehmern ausgefüllt wurde, die angaben, dass ihre Online-Aktivität der ersten Wahl die Nutzung sozialer Netzwerke, Einkaufen, Gaming, Glücksspiel oder das Ansehen von Pornografie war. In dieser Stichprobe wurde ein Strukturgleichungsmodell getestet, bei dem negative emotionale Reaktivität, Wunschdenken und Verlangen latent in dieser seriellen Reihenfolge modelliert wurden.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten, dass ein höheres Maß an negativer emotionaler Reaktivität signifikant höhere Tendenzen zum Wunschdenken vorhersagte, was wiederum signifikant höheres Verlangen nach Online-Aktivitäten vorhersagte. Der direkte Weg zwischen negativer Reaktivität und Verlangen war nicht signifikant. Darüber hinaus unterstützen unsere Ergebnisse die zweifaktorielle Struktur einer deutschen Version des Desire Thinking Questionnaire (Caselli & Spada, 2011).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass Wunschdenken als Versuch initiiert werden kann, negative affektive Zustände zu regulieren. Dies unterstreicht seine mögliche Rolle als maladaptiver Bewältigungsmechanismus im Kontext bestimmter Online-Aktivitäten aufgrund der daraus resultierenden Verlangen nach Reaktionen, die wiederum das Auftreten unerwünschter Verhaltensweisen fördern könnten.

Stichwort: Suchtverhalten; Bewältigung; Verlangen; Wunschdenken; Emotionale Reaktivität; Internetnutzung.