Impulsivität, Inhibitionskontrolle und Verlangen nach Internet-Pornografie-Nutzungsstörung (2017)

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Suchttherapie 2017; 18 (S 01): S1-S72

DOI: 10.1055 / s-0037-1604510

Symposien - S-03 Internetsucht = Internetsucht? Unterschiedlicheika und Gemeinsamkeiten unterschiedliche Formen internetempfängliche Beziehungen

S Antons1, M Brand1, 2

Abstrakt

Im Rahmen der Internet-Pornografie-Use-Disorder (IPD) verlieren Betroffene die Kontrolle über ihren Pornografie-Konsum im Internet und setzen dies trotz der Erfahrung negativer Folgen fort. Theoretische Modelle wie das I-PACE-Modell für bestimmte Störungen der Internetnutzung (Brand et al., 2016) können als Erklärungsmodell für die Entwicklung und Wartung einer IPD verwendet werden. Es wird davon ausgegangen, dass relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale wie Impulsivität sowie kognitive und emotionale Faktoren, beispielsweise bei einer gestörten Hemmungskontrolle oder Stichwortreaktivität und Verlangen, wesentliche Faktoren für die Ätiologie und Pathogenese der Störung sind. Die vorliegende Studie zielt darauf ab, den moderierenden Effekt der Hemmungskontrolle und des Verlangens auf die Beziehung zwischen Impulsivität als Persönlichkeitsfacette und der Schwere der Symptome einer IPD zu untersuchen.

Methodik:

50 männliche, heterosexuelle Online-Pornografie-Nutzer wurden mit dem experimentellen Paradigma der Stop-Signal-Aufgabe untersucht, die im Suchtkontext häufig zur Messung der Hemmungskontrolle verwendet wird. Alle Teilnehmer absolvierten die Übungen, die sowohl mit neutralen als auch mit pornografischen Bildern manipuliert wurden. Weiterhin wurde das aktuelle Verlangen nach pornografischer Aufgabe sowie nach Impulsivität (Barett Impulseiveness Scale -15, Meule et al., 2011) und Symptomschweregrad einer IPD (Short Internet Addiction Test, Laier et al., 2014) erfasst. .

Ergebnisse:

Es wurde gezeigt, dass die Beziehung zwischen Impulsivität und Schweregrad einer IPD durch einen Mangel an Hemmung, der sich in langsamen Go-Reaktionszeiten zeigte, sowie durch Verlangen gemildert wurde. Dieser Moderationseffekt konnte nur in der Stop-Signal-Task-Variante mit pornografischen Bildern, nicht aber in der neutralen Variante festgestellt werden. Benutzer von Pornografie mit einer höheren Impulsivität sowie einer geringen Reaktionszeit oder einem höheren Verlangen nach der Auseinandersetzung mit pornografischem Material weisen eine höhere Symptomschwere einer IPD auf.

Fazit:

Die hier vorgestellten Ergebnisse legen nahe, dass eine hohe Impulsivität bei der Interaktion mit einer verminderten Hemmungskontrolle und einem erhöhten Verlangen, insbesondere in Situationen, in denen der Patient mit pornografischem Material konfrontiert ist, wesentliche Mechanismen für die Ätiologie und Pathogenese einer IPD darstellen könnte. Die Ergebnisse stützen die Annahmen des I-PACE-Modells und verweisen auf aktuelle Erkenntnisse im Bereich der Internet-Gaming-Störung.