Neurowissenschaftliche Ansätze zur Online Pornographie Sucht (2017)

Kapitel - Internetsucht

Teil der Serie Studium der Neurowissenschaften, Psychologie und Verhaltensökonomie pp 109-124

Datum: 29 März 2017

  • Rudolf Stark
  • Tim Klucken

Abstrakt

Die Verfügbarkeit von pornografischem Material hat mit der Entwicklung des Internets erheblich zugenommen. Infolgedessen bitten Männer häufiger um eine Behandlung, weil ihre Verbrauchsintensität bei der Pornografie außer Kontrolle gerät; dh sie können ihr problematisches Verhalten nicht stoppen oder reduzieren, obwohl sie mit negativen Konsequenzen konfrontiert sind. Es wird lange diskutiert, ob solche Probleme als Verhaltenssucht aufgefasst werden sollen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden mehrere Studien mit neurowissenschaftlichen Ansätzen, insbesondere der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI), durchgeführt, um die neuronalen Korrelate von Pornografie unter experimentellen Bedingungen und die neuronalen Korrelate übermäßiger Pornografie zu untersuchen. In Anbetracht der bisherigen Ergebnisse kann ein übermäßiger Konsum von Pornografie mit bereits bekannten neurobiologischen Mechanismen in Verbindung gebracht werden, die der Entwicklung substanzabhängiger Abhängigkeiten zugrunde liegen. In der Einleitung werden phänomenologische, epidemiologische und diagnostische Aspekte eines Syndroms beschrieben, das hier als Pornographiesucht bezeichnet wird, wobei zu beachten ist, dass die Angemessenheit dieser Terminologie weiter validiert werden muss. Im zweiten Abschnitt werden nach ätiologischen Überlegungen zeitgenössische neurobiologische Modelle vorgestellt, die Anhaltspunkte für die Frage bieten, ob übermäßiger Konsum von Pornografie zu einer Sucht führen kann. Im dritten Abschnitt des Kapitels werden neurobiologische Erkenntnisse zu drei Themen zusammengefasst: Neuronale Korrelate von Pornografie, Cue-Reaktivität und appetitliche Konditionierung und schließlich neurobiologische Merkmale von Männern mit pornografischer Abhängigkeit. Der vorliegende Beitrag wird durch ein kurzes Fazit mit möglichen zukünftigen Forschungsfragen abgerundet.