Rudolf Stark, Onno Kruse, Jan Snagowski, Matthias Brand, Bertram Walter, Tim Klucken & Sina Wehrum-Osinsky
Sexuelle Sucht und Zwanghaftigkeit: Das Journal of Treatment & Prevention
Abstrakt
Es wird davon ausgegangen, dass der problematische Einsatz von sexuell explizitem Internetmaterial (SEM) eine mögliche Vorstufe einer klinisch relevanten Störung darstellt, die als Hypersexualität, sexueller Zwang, sexueller Impulskontrollstörung oder sexueller Abhängigkeit bezeichnet wird. Kenntnisse über mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer problematischen Internet-SEM-Nutzung sind rar. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob sexuelle Motivation und implizite Tendenzen in Bezug auf sexuelles Material die Prädiktoren für den problematischen SEM-Einsatz und die tägliche Beobachtungszeit von SEM sind. Die sexuelle Motivation des Traits beschreibt die allgemeine individuelle Motivation, sexuell aktiv zu sein, in einer dauerhaften, traitsähnlichen Perspektive und kann anhand des Trait Sexual Motivation Questionnaire gemessen werden. In einem Verhaltensexperiment verwendeten wir die Approach-Avoidance-Task (AAT) zur Messung der impliziten Annäherungstendenzen in Bezug auf sexuelles Material. Die Symptome der problematischen Internet-REM-Nutzung wurden mit dem für Cybersex modifizierten kurzen Internet-Abhängigkeitstest bewertet. Die sexuelle Motivation des Traits erklärte mehr Unterschiede bei der problematischen Nutzung von Internet-SEM als die vom AAT gemessenen impliziten Annäherungstendenzen. Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Implizite Herangehensweisen in Bezug auf SEM wurden mit der sexuellen Motivation der Züge korreliert, die auf eine gemeinsame biologische Basis hindeuten könnte.