Wenn das „emotionale Gehirn“ übernimmt - Eine qualitative Studie zu Risikofaktoren für die Entwicklung von sexuellen Verhaltensstörungen nach Meinung von Therapeuten und Behandlungsassistenten (2019)

Autoren: Jennie Norling & Wendela Hilldoff

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Abstrakt

Ziel dieser Studie war es, verschiedene Aspekte zu analysieren, die für die Entwicklung sexueller Verhaltensstörungen von Bedeutung sein könnten. Von besonderem Interesse war die Aufdeckung von Pornografie. Die für diese qualitative Studie gewählte Methode waren halbstrukturierte Interviews mit vier Therapeuten und drei Behandlungsassistenten, die in zwei Wohnheimen für Jungen der Altersgruppe 10 bis 19 arbeiten. Alle Fachkräfte haben Erfahrung mit dem aktuellen Verhaltensproblem. Theorien, die zur Analyse der Daten angewendet wurden, waren die Theorie des sozialen Lernens und die Kontrolltheorie. Das Ergebnis der Studie identifizierte acht verschiedene Risikofaktoren: mangelnde emotionale Regulierung, neuropsychiatrische Behinderungen, mangelnder sozialer Kontext, Gruppenzwang, unzureichende Kontrolle der Impulse, eigene Erfahrung mit sexuellem Missbrauch und unzureichende Beziehungen zur Familie. Es wurde gezeigt, dass Pornografie ein signifikanter Risikofaktor für die Entwicklung von sexuellen Verhaltensstörungen ist. In mehreren Fällen von sexuellem Missbrauch schien Pornografie der Auslöser des Angriffs gewesen zu sein. Viele der Befragten gaben außerdem an, dass die Jungen häufig Pornografie schauen, während sie ihre Opfer sexuell missbrauchen. Alle Fachleute berichteten, dass sexuelle Verhaltensstörungen am häufigsten auf ein Zusammenspiel einiger oder mehrerer Risikofaktoren zurückzuführen sind. In dieser Studie wurde deutlich, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind, da es sich als schwierig erwies, relevante Literatur zu finden. Weitere Forschung zu diesem Thema könnte sexuelle Übergriffe verhindern und der Entwicklung von sexuellen Verhaltensstörungen in Zukunft entgegenwirken.