Aktuelle Überlegungen zur Ernährungsabhängigkeit (2015)

Curr Psychiatrie Rep. 2015 Apr;17(4):563. doi: 10.1007/s11920-015-0563-3.

Schulte EM1, Joyner MA, Potenza MN, Grilo CM, Gearhardt AN.

Abstrakt

„Nahrungssucht“ ist ein aufstrebendes Gebiet, und es wurden Verhaltens- und biologische Überschneidungen zwischen Ess- und Suchtstörungen beobachtet. Mögliche Missverständnisse über die Anwendung eines Suchtkonzepts auf problematischem Essverhalten können den wissenschaftlichen Fortschritt hemmen.

Die Kritik an der „Nahrungssucht“, die sich auf beschreibende Unterschiede zwischen übermäßigem Essen und illegalen Drogen konzentriert, ähnelt der frühen Kritik an der Tabakabhängigkeit. Obwohl Lebensmittel zum Überleben notwendig sind, können die hochverarbeiteten Lebensmittel, die mit süchtig machendem Essen verbunden sind, wenig gesundheitlichen Nutzen bringen. Individuelle Unterschiede sind wichtig, um festzustellen, wer eine Sucht entwickelt. Wenn bestimmte Lebensmittel süchtig machen, ist die Identifizierung möglicher Risikofaktoren für „Nahrungsmittelsucht“ ein wichtiger nächster Schritt.

Nicht alle Suchtbehandlungen erfordern Abstinenz. Suchtbehandlungen, die sich auf Moderation oder kontrollierte Anwendung konzentrieren, können zu neuen Ansätzen bei der Behandlung von Essstörungen führen. Schließlich kann eine suchtbezogene Politik, die sich auf ökologische (statt auf bildungspolitische) Ziele konzentriert, einen größeren Einfluss auf die öffentliche Gesundheit haben, um das Überessen zu reduzieren.