Internet-verabreichte kognitive Verhaltenstherapie bei hypersexuellen Störungen mit oder ohne Paraphilie (n) oder paraphiler Störung (en) bei Männern: Eine Pilotstudie (2020)

J Sex Med. 2020. September 5;S1743-6095(20)30768-2.

doi: 10.1016/j.jsxm.2020.07.018. Online vor Druck.

Jonas Hallberg  1 Viktor Kaldo  2 Stefan Arver  1 Cecilia Dhejne  1 Marta Piwowar  3 Jussi Jokinen  4 Katarina Görts Öberg  5

Abstrakt

Hintergrund: Hypersexuelle Störung (HD) ist eine Erkrankung, bei der die Person die Kontrolle über sexuelle Verhaltensweisen verliert, was zu negativen Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche führt. Paraphilien treten häufig gleichzeitig mit der Huntington-Krankheit auf, und obwohl die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) nachweislich die Beteiligung an hypersexuellem Verhalten reduziert, wurden in keiner Studie die Auswirkungen einer über das Internet verabreichten CBT (ICBT) auf die Huntington-Krankheit untersucht, mit oder ohne Paraphilie(n) oder paraphile Störung(en).

Ziel: Untersuchung der Auswirkungen von über das Internet verabreichter kognitiver Verhaltenstherapie auf die Huntington-Krankheit, mit oder ohne Paraphilie(n) oder paraphiler Störung(en).

Methoden: Männliche Teilnehmer (n = 36), die gemäß den vorgeschlagenen diagnostischen HD-Kriterien positiv bewertet wurden, mit oder ohne Paraphilie(n) oder paraphiler Störung(en), erhielten 12 Wochen lang eine ICBT. Die Messungen wurden während des Behandlungszeitraums wöchentlich durchgeführt, mit einer zusätzlichen Folgemessung 3 Monate nach Abschluss der Behandlung. Zwei Wochen nach der Behandlung wurde ein Beurteilungsgespräch durchgeführt.

Ergebnisse: Der primäre Endpunkt war das Hypersexual Behavior Inventory (HBI-19) und die sekundären Endpunkte waren die Hypersexual Disorder: Current Assessment Scale (HD:CAS), die Sexual Compulsivity Scale (SCS) sowie eine vorläufige Kombination aus 6 Schweregrad-Selbsttests. Bewertungsmaße für paraphile Störungen und Depression (Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale [MADRS-S]), psychische Belastung (Clinical Outcomes in Routine Evaluation Outcome Measure [CORE-OM]) und Behandlungszufriedenheit (CSQ-8).

Ergebnisse: Es wurden große, signifikante Rückgänge der Huntington-Symptome und der sexuellen Zwanghaftigkeit sowie moderate Verbesserungen des psychiatrischen Wohlbefindens und der paraphilen Symptome festgestellt. Diese Effekte blieben 3 Monate nach der Behandlung stabil.

Klinische Implikationen: ICBT kann die Symptome der Huntington-Krankheit, psychiatrische Belastungen und paraphile Symptome lindern, was darauf hindeutet, dass die ICBT für die Huntington-Krankheit, mit oder ohne Paraphilie(n) oder paraphiler Störung(en), eine wertvolle Ergänzung der Behandlungsoptionen im klinischen Umfeld darstellen kann.

Starken und Einschränkungen: Dies ist die erste Studie, die die Wirksamkeit von ICBT an einer Stichprobe von Männern untersucht, die an der Huntington-Krankheit leiden. Darüber hinaus berichtete ein Teil der Stichprobe über begleitende paraphile Interessen und Störungen und spiegelte damit eine alltägliche klinische Praxis im Bereich der Sexualmedizin wider. Es wurde keine Kontrollgruppe zugewiesen und einige der Ergebnismaße müssen noch validiert werden. Die langfristigen Auswirkungen von ICBT und seine Wirksamkeit bei hypersexuellen Frauen sind unbekannt.

Schlussfolgerungen: Diese Studie unterstützt die ICBT als wirksame Behandlungsoption für die Huntington-Krankheit. Zukünftige Evaluierungen des Behandlungsprogramms sollten Frauen und größere Stichproben in randomisierten, kontrollierten Verfahren einbeziehen und die langfristigen Auswirkungen untersuchen. Hallberg J, Kaldo V, Arver S, et al. Über das Internet verabreichte kognitive Verhaltenstherapie bei hypersexueller Störung, mit oder ohne Paraphilie(n) oder paraphiler Störung(en) bei Männern: Eine Pilotstudie. J Sex Med 2020;XX:XXX-XXX.

Stichwort: Kognitive Verhaltenstherapie; Zwanghafter Sex; Hypersexuelle Störung; Hypersexualität; Internet-Interventionen; Sexuelle Zwanghaftigkeit.